Jim Palmensteins Leuchtfeuer im Kupfer der Dämmerung
Leserstimmen
Wanderungen
Das Buch von Jim Palmenstein ›Leuchtfeuer im Kupfer der Dämmerung‹ in der Hand zu halten, verspricht schon vom äußeren Erscheinungsbild Hochwertiges. In kupferfarbenem Leinen mit Goldlettern gebunden, hat sich der feine Grazer Verlag Klingenberg einfühlsam eingelassen auf einen Autor mit besonderem Anspruch.
Jim Palmenstein nimmt uns mit in das Leben eines Unangepassten, eines Poeten, der keinen Zweifel lässt über alle Lichter und Dunkelheiten in einem Zeitraum von vierzig Jahren.
Mit Sprachwitz und ausdrucksstarken Stilbrüchen nimmt er uns teils tiefgründig-philosophisch, teils ironisch-selbstironisch mit in sein Erleben. Immer ist es authentisch, oft bis hin zur gnaden- und schonungslosen Sicht auf das Erlebte. Die Gedichte und Geschichten spiegeln uns die Zerrissenheit, die Verwirrungen und Irrungen, die Lebens- und Liebeslust, die Sehnsüchte und die Erfüllungen eines Suchenden, Wandernden. Eines Wandernden in jedem Sinn des Wortes. Seine besondere Beziehung zur Natur zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Letztlich auch die Verbundenheit zu seinem heimatlichen Umfeld.
Lieber Leser, machen Sie sich gefasst auf alles, womit Sie nicht rechnen. Seite für Seite, Wort für Wort. Sie werden einen wunderbaren, überraschenden Autor kennen lernen, der Sie fordert. Und herausfordert.
Ingrid Honig
Leuchtfeuer im Kupfer
der Dämmerung
Gedichte und Erzähltes aus vier Jahrzehnten
448 Seiten, Bibliophile Ausgabe
ISBN 978-3-200-05502-5
Zum Quell, wo der Sturm ausbricht
Meine Empfehlung und speziell für diejenigen Käufer, die zu Kindlelesern mutiert sind: Bestellen, kaufen, Buch auspacken, durch die Buchblätter riechen, sich wundern über die punktuellen Vertiefungen auf dem Rückdeckel des Buches: Was auf den ersten Blick wie eine Beschädigung der Ware aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen und Abtasten als ein Schwarm Möwen, der sich um den eingestanzten Leuchtturm tummelt. Ja, und dann liest man den Titel: Leuchtfeuer im Kupfer der Dämmerung. Und dann fängt man in dem dicken, doch handlichen Buch zu schmökern an, liest ein Gedicht, trifft die Mittagsfrau, steigt auf einen fliegenden Teppich und fliegt in der Dämmerung des Kupfers zwischen den Leuchtfeuern in die verschiedensten Welten, z.B. in den ›Geschichten aus dem Buch der vergessenen Schicksale‹. Haikuartige Lebensschicksale, die einen erinnern lassen. Dazwischen auch immer wieder Schwarzweißfotografien, die einen suchen lassen, beruhigen oder auch wieder beunruhigen können. Eine spannende Lesereise, wobei der Leser immer wieder leise, unterhaltsam und behutsam vom Erzähler Palmenstein ›zum Quell, wo der Sturm ausbricht / der dir bis heute die Segel füllt‹ hingestoßen wird.
Ich bin einfach froh, dieses Buch zu besitzen
Ich habe das Buch mehrmals gelesen und nehme es auch immer wieder zur Hand, wenn mir ein Satz oder ein Vers daraus einfällt. Es ist schwierig, dieses Werk einzuordnen, auf einen Nenner zu bringen, aber wenn ich Wörter dafür finden müßte, dann wäre das: einzigartig, außergewöhnlich, exzentrisch und irritierend.
Ich denke, jeder Leser wird zu diesem Buch seinen eigenen Zugang finden (oder auch nicht), aber für mich ist es insofern ein philosophisches Buch, als es ein Ringen der Subjektivität um sich selbst ist – vielleicht deshalb auch der aufklärerische Augenzwinker im Titel des ersten Gedichts: Was darf ich hoffen? Das lyrische Ich, das sich in diesem Band ausspricht, ist sowas von empfindsam und feinfühlig, und oft allein, ohne das zu verherrlichen oder zu beschönigen, aber auch ohne verloren zu wirken. Mich machen die Texte daher oft melancholisch und nachdenklich, sie haben aber gerade dadurch eine bereinigende Kraft, weil sie nicht apellativ stärken, belehren, aufbauen oder überzeugen wollen, was ich als angenehm empfinde. Das Buch, der Autor, die Stimme läßt mich in meiner Subjektivität in Ruhe und es ist zudem positiv zu bemerken, daß der Autor nicht versucht, zu beeindrucken oder stilistisch irgendeine Pose – und sei es die Pose des Professionellen – einzunehmen. Trotz einer gewissen Herbe, die dem Buch durchgängig eigen ist, bringt es mich durch unverhoffte, überraschende Brechungen immer wieder zum Lachen, auch an Stellen, die ich bereits gelesen hatte. Da wäre also noch ein weiteres Adjektiv, was ihm zukommt: unverkrampft. Und das ist für mich Literatur, wie sie sein soll und wie ich sie mir öfter wünschen würde. Eine Empfehlung.
Paul Klingenberg
Das leuchtende Wort (oder: Grenzen sind für Begrenzte)
Manche könnten denken, dass dieses Werk für einen Lyrikband zu umfangreich, zu komplex, zu voluminös, zu unübersichtlich, ja fast schon „entgrenzend“ wäre. Aber was wäre (gute) Lyrik, wenn sie nicht Herkömmliches in Frage stellt? Oder anders gesagt: entsteht Lyrik oder lyrische Prosa nicht erst dadurch, dass Grenzen überschritten werden: rationale, normative, kulturell tradierte… wenn es nicht ein Pablo Neruda gegeben hätte, der die Poesie aus dem verstaubten Kanon der Metrik befreit hätte oder Rilke, der durch die Ausdruckskraft einer bis dahin unbekannten intensiven emotional-sinnlichen Bildersprache die psychischen Schichten einer gesamten Generation zu durchdringen vermochte… was wäre Poesie ohne Mut zum Neuen? Ein leeres Gefäß… und davon gibt es schon allzu viele.
Und außerdem, am Rande bemerkt: Wer sagt denn, dass es sich bei „Leuchtfeuer im Kupfer der Dämmerung“ um einen Lyrikband handelt? Müssen wir denn jedes Buch kategorisieren, zuordnen, in ein fiktives Schubladensystem stecken? Mit Jim Palmenstein kann man es zwar versuchen, aber es wird nicht gelingen. Weil es nie das ist, was es zu sein scheint… oder: es ist, was es ist. Und auch nicht. Ein fliegender Teppich. […] Weiterlesen
Francisco Cienfuegos