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Kann es nach Srebrenica noch Poesie geben?

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Essay
Aus dem Bosnischen von Dijana Simić und Silvia Stecher
Broschur | ca. 104 Seiten
ISBN 978-3-903284-73-9
Erscheint: 6. Oktober 2025
Infoblatt

Dieses Produkt wird erst in Zukunft erhältlich sein.

Artikelnummer: B-P-Lyr-5 Kategorien: , , Schlagwörter: , ,

Wie lässt sich dichten, wenn die Sprache zerrüttet und korrumpiert, das Grauen unaussprechlich ist, Intellektualität die Barbarei nicht nur nicht verhindert, sondern befördert hat und die Realität die Angriffe der Avantgarden auf die Dichtkunst eingeholt hat? Wenn ihre Versuche, Werte und Konventionen künstlerisch zu zerstückeln, die Dichtung zu entmystifizieren, sie mit Humor, Ironie und Sprachspiel, Traumstrukturen oder Sinnbefreiung vom Thron des Göttlichen zu stürzen und vom hehren Ton zu lösen, von massenweise Ermordeten und Traumatisierten heimgesucht werden? Kurz: »Kann es nach Srebrenica noch Poesie geben?«

Dreißig Jahre nach dem Genozid an den Bosniak:innen, den bosnischen Muslim:innen, im Zuge der jugoslawischen Kriege stellt der Autor und Literaturkritiker Mirnes Sokolović im Anschluss an Adornos wohl meistzitierte Zeile »nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch« erneut die Frage nach den poetisch‐​ästhetischen Zusammenhängen von Dichtung – diesfalls der bosnischen/​kroatischen/​montenegrinischen/​serbischen, deren Paradigmen er von den Avantgarden der Zwanzigerjahre bis in die zeitgenössische Lyrik skizziert und mit gesamteuropäischen Antworten nach 1945 in Beziehung setzt: Angesichts des Unsäglichen und Unvorstellbaren blieb als poetische Strategie zunächst nur Schweigen und Stammeln, Atmen und Japsen – oder das Absurde, wobei die Frage nach Ethik und Ästhetik, Sinn und Sinnlosigkeit, Geschichtsvergessenheit und Geschichtsbewusstsein auf je spezifische Weise wiederkehrt.

Diesen verzweigten Schreibansätzen, Überlegungen und Überlagerungen folgt Sokolović in seinem Essay auf beherzte Art und wirft dabei Schlaglichter sowohl auf den Völkermord in Srebrenica im Jahr 1995 als auch die jugoslawische und postjugoslawische Literaturgeschichte, was in dieser Edition durch Textbeispiele veranschaulicht wird, die hier zum Teil erstmals in deutscher Übersetzung vorliegen. Ein Buch, das trotz seiner abstrakt‐​theoretischen Ebene im besten Sinne betroffen macht.

Bild (Umschlag): Amela Hadžimejlić

Mirnes Sokolović

Mirnes Sokolović, Autor und Literaturkritiker aus Sarajevo, veröffentlichte Essays und Romane und war 2024 Writer in Residence der Stadt …

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